Wir kommen auf die Welt und wir wollen spielen. Das Leben erfahren, uns ausprobieren, wachsen. Kindern gesteht man es noch zu – aber irgendwann wird uns weisgemacht, die Zeit des Spielens wäre jetzt vorbei. Mit der Schule beginnt der „Ernst des Lebens“ – wir sollen lernen, stillzusitzen, wenn uns nach Zappeln ist, ruhig zuzuhören, wenn wir uns aufgeregt mitteilen wollen – unsere Lebensenergie wird in „geordnete Bahnen“ gelenkt.
Die Welt wird enger – sie wird eingeteilt in „richtig“ und „falsch“, „angemessen“ und „unpassend“. Vergleiche und Bewertungen in Form von Zensuren werden eingeführt. Es wird separiert in „gute“ und „schlechte“ Schüler, fein säuberlich getrennt, welche Wege dir offen stehen. Die Zeit des Spielens wird knapper, immer mehr geht es drum zu leisten, von anderen als erstrebenswert definierte Ziele zu erreichen, um ja nicht auf der Strecke zu bleiben auf der Reise in ein „erwachsenes“ Leben.
Statt Rollen spielerisch auszuprobieren, um herauszufinden, welche uns grad gefällt und zu uns passt, sollen wir Rollen erfüllen. Lachanfälle (zu viel Spaß!) stören den Unterricht, der Tag ist eingeteilt in vorgegebene Fächer – was uns selbst in diesem Moment natürlich interessant erscheint, ist nicht gefragt. Es geht nicht um Begeisterung, es geht um Disziplin.
Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden, sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen. – O.W.Holmes –
Als Kind glauben wir noch daran, dass alles möglich ist. Jedes Kind weiß instinktiv, wie sich „Spielen“ anfühlt – die meisten Erwachsenen haben das Spielen, das Spielerische gründlich verlernt. Irgendwann haben wir ein Konzept davon, wer wir sind und wie wir sind – die Welt wird kleiner, die Möglichkeiten weniger. Die Angst sich zu blamieren, nicht „gut zu sein“, es „falsch“ zu machen – all das hält dich immer mehr gefangen in Rollen, von denen du irgendwann nicht mehr sicher bist, ob du sie dir wirklich so ausgesucht hast.
(Wieder) Spielen lernen ist eher ein Prozess des Ver-Lernens. Das Bewerten, uns selbst von außen kritisch zu betrachten und zu kontrollieren, statt Impulse von innen zu spüren und herauszulassen, steckt so in uns drin, es ist eine felsenfest eingeimpfte Gewohnheit. Es braucht Training, wieder zuzulassen, sich selbst zu überraschen. Miteinander spielen üben erfordert Mut: Mut, in das Unvorhergesehene zu gehen, sich direkt zu begegnen und zu surfen mit der eigenen Lust am Entdecken von Neuem, in mir und in dir. Und mit der eigenen Angst davor.
Wir begegnen unweigerlich dem, was unserem Spielen-Wollen im Wege steht: Unseren Konzepten davon, wie wir und andere zu sein haben. Unseren Vorstellungen was geht und was darf. Unserer Angst vor Entscheidungen, vor Intensität. Unserer Angst, „nicht genug“ zu sein oder „zu viel“ – der Angst, abgelehnt zu werden, „aus der Herde zu fliegen“, wenn wir uns wirklich mit dem zeigen, was in uns ist. Wir begegnen unserem inneren Kritiker und unseren Blockaden.
Aber der Weg lohnt sich: Wir erfahren, wir können viel mehr sein als das, was im Alltag von uns übrig war. Tief drinnen sind wir alle voll von Ideen, Impulsen, Fantasie und Geschichten, die sich danach sehen, auftauchen zu dürfen. Beim Spielen geht es um DA sein dürfen, mit allem, was ist und um Annehmen von allem, was kommt. Und wenn wir üben, miteinander zu spielen, dann lernen wir dabei auch „ganz aus Versehen“, wie Ko-Kreativität geht, wie wir miteinander etwas erschaffen können, was größer ist als das, was wir alleine hätten schaffen können.
Dein Leben. Deine Bühne.
Spielend erobern wir uns das Wissen zurück, dass die Welt eine Bühne ist und wir hier in diesem Leben sind, um zu spielen, uns auszuprobieren, unser Stück selbst zu gestalten. Das Wissen darum, dass wir automatisch lernen und wachsen im Miteinander-Spielen – in Leichtigkeit, mit Achtsamkeit und Freude. Und das ist wertvoll – für jede*n einzelnen*n und für unsere Welt, unsere Zeit!
Ich bin dankbar, diesen Prozess immer wieder in unsere Welt bringen zu dürfen mit SPIELdich! – und ich bin EUCH dankbar, unseren Spieler*innen, dass ihr so mutig mitgeht in unserem Training, Euch zeigt und jede*r Einzelne Stück für Stück mehr auftaucht und diese Welt bereichert! Pfeifen wir auf die Ängste und die Schwere, lasst uns Spielgeist verbreiten! 🙂
Bilder: www.pixabay.com