Rettet das Spiel!

„Wirf den Helden in deiner Seele nicht weg!“Nietzsche 

Wer waren Eure Kindheitshelden?

Ich erinnere mich noch gut, wie ich zum ersten Mal ein Pippi-Langstrumpf-Buch in die Finger bekam (in der ehemaligen DDR, wo ich aufgewachsen bin, ein Glücksfall, darauf zu stoßen – in Buchhandlungen und Büchereien war diese anarchistische Figur nicht zu finden). Oh, was für ein Kindertraum! Alleine für sich bestimmen, unbesiegbar sein, furchtlos und stark… (In Wirklichkeit war ich ja immer eher Annika und arbeite mich immer noch nur zäh Richtung Pippi vor…) 😉

Und dann die anderen Astrid-Lindgren-Figuren: Ronja Räubertochter, die sich vor den Rumpelwichten und allem anderen Gefährlichen im Wald hüten übt, indem sie genau in diese Situationen hineingeht. Wie smart das ist! Oder Michel aus Lönneberga, der mit gutem Herzen immer Bestes will und alle stöhnen über ihn – aber er lässt sich davon nicht beeindrucken und hört nicht auf, seinen Ideen zu folgen und selbst zu forschen und zu riskieren…

Wir alle haben es noch in uns, das neugierige, lebensmutige und verspielte Kind. In ihm steckt unsere Lebensfreude. Und es lohnt sich, diesem Kind zu lauschen und ihm Spielplätze, Fantasieräume zu geben: Eine Villa Kunterbunt zum wilden Toben und verrückte Perspektiven einnehmen. Ein Holzschuppen als Schutzraum, wenn draußen Sturm ist, zum Schnitzen von neuen Ideen.

Und so ein Spiel-Raum sind auch unsere Kursabende. Für das in uns, was im „erwachsenen“ Alltag zu kurz kommt, was ausprobieren will, ohne effektiv sein zu müssen, nicht brav sein, nicht erfüllen. Was sich aus uns selbst heraus ausdrücken und zeigen will – frech oder scheu, laut oder leise, albern oder tief. Uns begegnen in unserer vollkommenen Lebendigkeit eben.

Und dann wieder rausgehen und der Welt ein Stück von diesem Funkeln zurückgeben, das sie im Wahn von immer schneller-höher-weiter grad allzu oft vergisst und vermisst!

Rettet die Helden, rettet das Spiel!

Buchtipp:

  Gerald Hüther und Christoph Quarch, „Rettet das Spiel“

„Warum Leben mehr als Funktionieren ist“ – so lautet der Untertitel dieses nachdenklich-verspielten Buches vielsagend. Ich bin darauf aufmerksam geworden, weil es sich eigentlich immer lohnt, hinzuhören, wenn Herr Hüther was zu sagen hat… und wenn es dann noch um Spiel geht, natürlich, da konnte ich nicht dran vorbei. In einer Gesellschaft, in der sich zu viel um Anstrengung und Zielgerichtetheit dreht, geht uns der Spielgeist heute nur allzu leicht verloren. Das Buch möchte einladen – ja, es mahnt geradezu, das SPIELEN wieder zu entdecken und zu kultivieren. Und zwar das Spielen im besten Sinne: Ausprobieren, was geht – statt nur „gewinnen“ zu wollen. Miteinander statt Wettbewerb. Nicht nur Fähigkeiten entwickeln – sondern Potenziale entfalten. Nicht müssen, sondern dürfen. Spiel als Entwicklungsraum, einfach aus Freude am eigenen Entdecken und Gestalten. Für jeden, der Sehnsucht nach mehr spielerischem Leben verspürt, eine ermutigende und inspirierende Lektüre!

 

Bild: pixabay.com

Diese Website benutzt Cookies und Analyse-Werkzeuge, um die Interaktion mit Dir so optimal wie möglich zu gestalten - durch Nutzung der Website oder Deine Zustimmung erteilst Du Dein Einverständnis (weitere Details dazu in der Datenschutzerklärung).