Heute morgen fühlte ich mich grad mal wieder etwas verzweifelt und überfordert von all den Anforderungen des Lebens, von all den verschiedenen Rollen, denen ich gerecht werden möchte: Mutter sein, Beziehungspartnerin, im Beruf meinen Weg finden, für die Menschen in meinen Gruppen gut da sein wollen, für meine Freundinnen präsent, mich um meinen Körper kümmern… und zwischen all dem noch Zeiten und Eckchen finden für mich selbst!
Zum Glück hatte ich einen klugen Gesprächspartner, der auf mein verzweifeltes: „Wie soll denn das gehen mit all den Rollen in dieser verrückten Welt?“ nur ganz ruhig entgegnete: „Es geht nicht um´s Erfüllen. Deine Hauptrolle ist die, Mitschöpferin zu sein.“ Wow. Das hatte ich vergessen! Das Annehmen von dem was (von außen oder von innen) auf mich zu kommt und seinen Platz finden will, ist die eine Seite. Die andere ist, das Eigene in das Stück, in dem wir spielen, aktiv mit reinzugeben.
MITEINANDER spielen statt nur MITspielen
Okay, nicht nach den Regeln im Außen suchen, um alles richtig und gut zu machen, sondern das Spiel mitgestalten… In Wirklichkeit gibt es ja auch keine fertigen, immer währenden Regeln da draußen und kein endgültiges Richtig und Falsch (auch wenn uns das Außen das gerne mal so weismachen will und die meisten von uns es nur allzu sehr verinnerlicht haben).
Annehmen was ist UND selber mitgestalten……wie geht das? Das ist unsere Forschungsfrage in der Improübung „Ja genau und dann…“. Satz für Satz bauen wir zusammen eine Geschichte – eine*r fängt an und dann beginnt jeder neue Satz mit den Worten „Ja genau (damit nehme ich an, dass es so ist) und dann… (ich füge meinen eigenen Baustein hinzu)“. Dabei sehen wir oft, wie schwer es uns fällt und wie ungewohnt es ist, spontan Ja zu sagen.
Dazu muss ich nämlich bereit sein, meine eigenen Ideen davon, wie etwas zu sein hat, erstmal loszulassen (und ja, das kann übrigens auch heißen: meine schöne Idee von mir selber und dem was ich darstellen möchte oder meine erfüllen zu müssen…). Das was ist, ist ja sowieso schon da – UND ich habe immer die Wahl, was ich draus mache und drauf reagiere.
Ja sagen… und das Eigene mit reingeben
Ein Spieler verglich es letztens mit dem gemeinsamen Bauen eines Jenga-Turms: Ich kann einen Stein, der schon da ist und der mir nicht gefällt, weg haben wollen und verwende meine Energie drauf, um ihn rauszuziehen und umzubauen – wenn das zu oft passiert, wird das Ganze eine wackelige Angelegenheit, es kommt nichts richtiges gemeinsames zustande. Oder ich nehme das an, was schon da ist, und sage JA dazu – UND DANN treffe ich meine Wahl, wie ich meinen eigenen Stein oben drauf baue. Auf diese Weise wird der Turm viel stabiler und es kann leichter zusammen in die Höhe gehen.
Wie ich das sehe, hat unsere Geschichte von Kampf und „jeder baut für sich allein“ sich erschöpft – wir sehen an allen Ecken und Enden, wo es unseren Planeten und unsere Gesellschaft hingeführt hat. Meine Suche ist die, wie es miteinander und ko-kreativ geht – UND dabei jede*r für sich authentisch auftauchen kann. So dass es gemeinsam ein großes, stimmiges Ganzes ergibt. Im Spiel üben wir das – und erfahren: Es geht! Und macht noch dazu viel mehr Spaß. 🙂